Gedanken zur Überwindung der Not der heiligen katholischen Kirche heute

  Die Liebe Christi in uns wirken lassen!
Gott will, dass auch wir lieben! Dies ist die Kernbotschaft des Evangeliums!
„Wer keine Liebe hat, kennt Gott nicht! Gott ist ja die Liebe!“ (1Joh. 4,8). So sammelt sich die Kirche Gottes um die Liebe Christi! Liebe soll ihr Gottesdienst sein, in Liebe vereinigt sie sich mit dem Liebesopfer Christi am Kreuz, in Liebe soll und darf sie die Liebe Gottes und die Frohbotschaft vom Reiche Gottes, das in Christus schon begonnen hat, verkünden!
Die Liebe zu Christus soll auch unsere Liebe zu Seiner Kirche bestimmen. Nur in der Liebe Christi, welche ja die Liebe des Heiligen Geistes ist, erhalten wir uns auch in der vollkommenen Liebe zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit, die ja bei Menschen immer in Gefahr steht, verraten und verzerrt zu werden!
Viele verkünden großartig klingende Worte. Die Taten der Liebe aber fehlen oft oder sind sehr mangelhaft, weil ihnen die Liebe Christi unbekannt ist, der sich für uns dahingegeben hat bis in die bitterste Verlassenheit hinein bei Seinem heiligen Tod am Kreuz! Wir erleben das sowohl bei politischen Ideologen wie auch bei sektiererischen Gemeinschaften. Aber auch wir Katholiken, welche eigentlich die Liebe Christi durch Sein Wirken an uns und durch Seine Botschaft an uns erfahren haben, stehen hier auf Erden immer noch in der Gefahr, diese Liebe Gottes im eigenen Leben zu vergessen oder gar zu unterdrücken!
Deshalb ist es die Aufgabe der Liebe, zur Liebe zu rufen und vor ihrer Verzerrung zu schützen und zu warnen! Diesen Dienst erfüllt der Heilige Geist in Seiner Kirche, aber auch in jedem einzelnen von uns, wenn wir uns nur von Ihm und von Seiner Liebe erfüllen lassen und den Blick vom Kreuze Jesu nicht abwenden!
In diesem Sinn, und allein in diesem Sinn, sollen wir uns auch einsetzen, wenn die Liebe in der Kirche verloren zu gehen und durch falsche Lehren oder böses Tun untergraben zu werden droht, wie wir es auch in der heutigen Zeit erleben, da der überlieferte Glaube und damit die Liebe und die Einheit der Kirche in ihren Grundlagen angegriffen wird!
Auch da müssen wir, mit einer großen Liebe zu Christus - und damit zur Wahrheit! - für die Gerechtigkeit und für die Wahrheit Gottes Zeugnis ablegen! Wir selbst müssen uns dabei immer wieder durch die Liebe Christi prüfen lassen und uns in diesem Sinn auch selbst auf unsere Ernsthaftigkeit hin hinterfragen! Nur so können wir mit der Gnade Gottes Frucht bringen und werden nicht von falschen Motiven, etwa menschlicher Eitelkeit, bestimmt sein!
Wenn wir in diesem Sinn in Christus bleiben, dann sind wir auch in der größten Not nicht allein. Der Heilige Geist, den uns Jesus Christus für diese Zeit hier auf Erden verheißen hat (Joh.14,15f.), erfüllt unser Herz und das Herz der Kirche mit Seinem Licht, um uns in der Wahrheit zu stärken und zu erleuchten!
Ursachen der Not der heiligen Kirche heute.
Wir wissen, die Kirche leidet heute große Not durch die Lauheit und Oberflächlichkeit vieler „Katholiken“, die sich aber immer von einer verdeckten hin zu einer offen antichristlichen Haltung steigern kann!
Das heute weithin erschütternde Chaos ist entstanden, weil besonders auch „Hirten“, die eigentlich als Wächter bestellt sind, um die Herde im apostolischen Glauben zu erhalten und zu einen, so zu tun begannen, als sei die Kontinuität im apostolischen Glauben nicht mehr so wichtig, als sei die Lehre veränderbar, als könne sich die Kirche einfach immer wieder neu erfinden, als sei der Glaube und der liebe Gott nicht mehr ernst zu nehmen usw. (mit der Folge, dass auch solche „Hirten“ von der Herde nicht mehr ernst genommen werden konnten... ).
Diese Tendenz setzte vor allem mit dem 2. Vaticanum ein, als man (z.B. auch bei der Erklärung über die Religionsfreiheit) auf den wirklichen Aufweis der Kontinuität in der Lehre verzichtete, weswegen diese Bischofsversammlung sowohl von Teilnehmern als auch von Außenstehenden als „Revolution“ und „zweite Reformation“ gefeiert werden konnte.
Die Ursache des weitgehenden Verlustes der Einheit im Glauben und in der Liturgie war also nicht eine „schismatische Gesinnung“ irgendwelcher „Traditionalisten“, wie es oft und gern dargestellt wird, sondern die Willkür von Modernisten, für die der Glaube weder heilig noch vernünftig noch in der Treue zu Christus gegründet war, sondern  an die Ideen der modernen Öffentlichkeit angepasst werden sollte! Diese Willkür führte dahin, dass sogar die Feier des überlieferten Gottesdienstes aus den Kirchen verbannt werden konnte und dass diejenigen, die Christus und der apostolischen Kirche treu bleiben wollten, als „ungehorsam“ oder als „schismatisch“ gebrandmarkt werden konnten - im Namen eines falschen, den Grundsätzen der apostolischen Treue völlig widersprechenden, „Gehorsams“, und zwar oft gerade von jenen, die selbst überhaupt nicht mehr zum wahren Gehorsam Christus und der Kirche gegenüber bereit waren!
Rettung kann nur in der Hinwendung zur Wahrheit in Christus kommen!
Die Rettung aus der Not kann wegen der vielfachen Verblendung und Selbstüberhebung nicht aus menschlicher Kraft und Bemühung allein kommen. Es bedarf der Umkehr - und zwar auf allen Seiten und in vollkommener und ehrlicher Weise!
Neben der wichtigen Verteidigung der Vernunftgemäßheit des Glaubens, welche bekanntlich nur in der katholischen Kirche wirklich anerkannt wird und welche sich im vorbehaltlosen Einsatz für die Wahrheit zeigen muss, ist auch die neuerdings wieder gelegentlich hervorgehobene Notwendigkeit der „Kontinuität“ in der Treue zum apostolischen Glauben eine wichtige Voraussetzung für die Gesundung der Kirche!
Die Hilfe Mariens.
Diese Bemühung muss aber auch ernst gemeint und vom gemeinsamen Gebet aller Gläubigen getragen sein! Wir müssen für uns, aber auch für die anderen viel beten und opfern, wie es Maria bei zahlreichen Erscheinungen als unsere besorgte Mutter betont hat! Wir alle sind als Glieder am mystischen Leib Christi durch unser Tun und unseren Einsatz mitverantwortlich für die Einigkeit in Seiner Kirche.
Die Mutter Jesu ist auch unsere Mutter, sie will und kann uns auch heute helfen, gerade in aller übernatürlicher Not! Der Rosenkranz war schon seit Jahrhunderten das Sturmgebet der Katholiken. Die Einheit der Kirche erwächst nicht aus der „Kreativität“ oder aus menschlicher Taktik ihrer Glieder, sondern aus der Treue zu Christus und somit aus der Treue zur apostolischen Überlieferung im Heiligen Geist. Nur im Gebet und im Heiligen Geist werden wir den Glauben bewahren und das Licht der Liebe Christi auch heute in einer von geistiger Verdunkelung bedrohten Welt wieder zum Strahlen bringen können!
Die Heiligen.
In der katholischen Kirche denkt man stets weiter als in der Welt! So ist es Katholiken auch klar, dass nicht nur sie selbst oft schwierige Zeiten durchmachen, sondern dass Not und Verfolgung der Wahrheit und des Glaubens sich durch die ganze Kirchengeschichte ziehen, wie es Jesus uns auch vorausgesagt hat (vgl. Joh. 15,18ff.).
Doch wie viel konnten in scheinbar aussichtsloser Lage selbst einzelne mit der Gnade Christi vollbringen. Denken wir nur an den hl. Athanasius (298 – 373 n.Chr.) in der Zeit, als durch die Irrlehre des Arius bis auf ein kleines Häuflein der ganze Erdkreis in Gefahr stand, den katholischen Glauben zu verlieren, wie der hl. Hieronymus (347 - 419/20) überliefert! Oder an die hl. Katharina von Siena (1347 - 1380), eine einfache Jungfrau, die trotzdem durch ein lichtreiches, heroisches Leben in Gebet, Nächstenliebe und Buße und durch ihr beharrliches Eintreten für Wahrheit und Recht einen unbeschreiblichen Einfluss auf die Kirche und auf die Päpste ihrer Zeit gewinnen konnte, so dass schließlich auch durch ihr Mahnen der Aufenthaltsort des Papstes von Avignon wieder nach Rom verlegt wurde, das eigentliche und wahre Bistum des Nachfolgers Petri, was für Papsttum und Kirche für alle Zeiten von unschätzbarer Bedeutung ist und bleiben wird!
Viele haben natürlich für die Kirche und Christus auch im Verborgenen gelitten und gewirkt, was aber nicht heißt, dass Gott ihr Wirken nicht gesehen oder ihr Gebet nicht erhört hätte! Andere waren zu ihrer Zeit kaum bekannt, sind aber im Lauf der Geschichte zu viel verehrten Heiligen geworden! All das hat in den Augen Gottes keine entscheidende Bedeutung, am jüngsten Tag aber wird der wahre Wert des Tuns der Menschen offenbar werden!
Die Kirchengeschichte.
Die Schwierigkeiten der verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte waren mehr oder weniger unterschiedlich, gelegentlich gab es aber auch Ähnlichkeiten mit denen, unter denen wir heute leiden.
So hatte sich 1414 bis 1418 ein Konzil zu Konstanz am Bodensee  mit einer ähnlichen Situtation der Kirche zu befassen, wie wir sie heute erleben, insofern auch damals die Rechtmäßigkeit des kirchlichen Hirtenamtes auf dem Spiel stand, – natürlich in anderer Weise und unter anderen Umständen als heute durch den Glaubensverrat vieler Hirten! Damals ergab sich die Notlage dadurch, dass, kurz nach der Rückkehr des Papstes von Avignon nach Rom (1378), durch unklare Verhältnisse bei der Papstwahl, zunächst zwei, später sogar drei „Päpste“ beanspruchten, wahre Nachfolger Petri zu sein, ohne dass es ganz eindeutig zu erweisen war, wer denn nun im Recht war, so dass es selbst Heilige auf verschiedenen Seiten gab, die von der Rechtmäßigkeit ihres Papstes ausgehen zu können meinten.
Im damaligen Bistum Konstanz  lebte die damals schon als heiligmäßig  bekannte selige Gute Betha von Reute (1376 - 1420).
Auch sie litt unter den kirchlichen Zuständen, auch sie betete und opferte für die Rettung der Kirche aus dieser großen Not. Doch trotz der schwierigen kirchlichen Zeit fällt auf, dass sich die Menschen damals nicht entmutigen oder allzu sehr in die Wirren hineinziehen ließen. Vielmehr wandten sich die sel. Betha und viele andere ihrer Zeitgenossen Christus zu, dem sie ihre ganze Liebe und ihr Leben schenkten!
Ähnlich wie Katharina von Siena wenige Jahre vor ihr, lebte auch die selige Gute Betha zu Reute (in der Nähe der oberschwäbischen Stadt Waldsee) ganz ins Leiden und in die Liebe Christi versenkt. Auch war ihr die Gnade geschenkt, die Wundmale Christi am eigenen Leib tragen zu dürfen. Zwölf Jahre bedurfte sie keiner irdischen Speise und durfte auch viele andere Gnaden von Christus für sich und andere Menschen empfangen.
Und so wurde ihr schon lange vor der Wahl des neuen Papstes Martin V. (am Martinstag, dem 11. November 1417) die Einsicht von Gott gegeben, dass am St. Martinstag die Kirche nach 39 Jahren (!) des Wirrwarrs von ihrer großen Not wieder befreit werden würde. Und wirklich: Trotz der schwierigen Umstände gelang die Wahl schon am 2. Wahltag! (Papst Martin V. musste übrigens nach seiner Wahl erst zum Priester und Bischof geweiht werden, da er erst Kardinaldiakon war)! „Den in der Wahl Martins V. kommenden Frieden der Kirche nach Aufhebung des Schismas sagte sie mit prophetischem Geist voraus und erlangte ihn durch ihre Gebete vom Herrn“ (Schurer, P., Die selige Gute Betha von Reute, 6. Aufl., Reute 1962, S. 96).
Auf menschliche Hilfe allein wollte und konnte in der damaligen Zeit, nach vielen erfolglosen Versuchen zur Behebung der Not, wohl kaum jemand mehr bauen. Um so mehr wandten sich die Menschen dem lieben Gott zu, um so mehr durften sie deshalb auch Seine mächtige Hilfe erfahren! Die Gefahr der Kirchenspaltung durch einen Gegenpapst kehrte auch schon wenige Jahre später wieder, doch auch diese wie viele andere Gefahren hat die heilige Kirche mit Gottes Hilfe, der ja Seine Kirche nie verlässt, wunderbar überstanden!
Dies war möglich, weil die Gläubigen sich nicht beirren ließen und  sich im Gebet im wahren Glauben, in der christlichen Hoffnung und in der göttlichen Liebe stärkten!
Gibt es die Einheit der Kirche überhaupt noch?
Für die Einheit der Kirche ist es nicht unbedingt nötig, dass alle Gläubigen alle Glaubenslehren explizit kennen oder auf alle Glaubensfragen immer die richtige Lösung vorlegen. Für die von Christus gewollte Einheit genügt die sogenannte „fides implicita“ (der einschlussweise Glaube), „kraft deren sich alle Gläubigen, gelehrte wie ungelehrte, prinzipiell allen Lehren der Kirche unterwerfen, die jemals zu ihrer Kenntnis gelangen“ (a.a.O., S. 185)! (Darauf muss man besonders achten, wenn die Herde droht, sich wegen mangelnder Führung im Streit um „Privatmeinungen“ zu verlieren!)
Diese Glaubensbereitschaft und dieser wahre Glaubensakt setzen  aber die Liebe zu Christus voraus, die nur in der Demut und Hingabe, nicht aber in Selbstbezogenheit und Hochmut möglich ist!
Auch in dieser Hinsicht müssen wir unser Herz bereiten, damit Gottes Gnade auch in unserer Zeit wirksam werden kann!
Und wenn in Zeiten, in denen es wegen Unsicherheiten bezüglich der Rechtmäßigkeit des obersten Hirten (z.B. bei Gegenpäpsten oder, in der Zeit von 1389 – 1417, als es gleich drei mehr oder weniger „rechtmäßige Päpste“ gab), „die Christenheit materiell in zwei, ja drei Teile zerfiel, dagegen formell an der Einheit durchaus gläubig festhielt und daher diese Einheit auch sofort vorhanden war, als die Vorfrage der Echtheit der päpstlichen Person entschieden wurde“ (Bartmann, B., Lehrbuch der Dogmatik, 2. Band, 8. Aufl., Freiburg i. Br. 1932, S. 187), dann brauchen wir auch für unsere Situation nicht die Hoffnung auf Gott zu verlieren, wenn wir nur die gleiche Gesinnung in unseren Herzen tragen und uns in gleicher Weise in der Liebe zu Christus fest machen.
Gebet und Einsatz für die Einheit der Kirche
Wir wissen: Jesus selbst betont als Voraussetzung für die Anerkennung von Hirten durch die Herde, dass diese mit Seiner Stimme sprechen, also den wahren und katholischen Glauben bekennen und verteidigen!
Nur der, welcher mit der Stimme Christi spricht, kann wahrer Stellvertreter Christi, des eigentlichen Hirten sein, dem „die Schafe folgen“ (Joh. 10, 4), weil sie „seine Stimme kennen“ (ebd.). Nach biblischer Begründung gibt es auch die Möglichkeit des falschen Hirten, der in Wirklichkeit nur „Dieb und Räuber“ (Joh. 10,1) ist, weil er nicht durch Christus als „die Tür“ (Joh. 10, 8) in den Schafstall eintritt. Jesus sagt vom falschen „Hirten“, der nicht mit Seiner Stimme spricht, dass er von Seiner Herde nicht als wahrer Stellvertreter anerkannt werden kann: „Einem Fremden dagegen folgen sie nicht. Sie fliehen vielmehr vor ihm, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen“ (Joh. 10,5).
In der wieder stärkeren Betonung der Vernünftigkeit des katholischen Glaubens und der Notwendigkeit des Festhaltens an der apostolischen Überlieferung (die auch in der Zurückweisung von falschem „Gehorsam“ oder falschen „Hirten“ im gezeigten Sinn besteht), muss dem Modernismus entgegengetreten werden, der beides mehr oder weniger radikal verneint.
Wir alle sind in diesem Sinne gefordert! Wichtig ist, dass wir mit der Umkehr nicht immer nur auf die anderen warten, sondern selbst auch bei uns entschieden beginnen, in der Liebe Christi ernst zu machen!
Die Liebe Christi ist der Grund unserer Liebe zu Seiner Kirche! Darum wollen wir auch für die Not dieser Seiner Kirche in unserer Zeit nicht aufhören zu beten und opfern, so wie es auch die ersten Christen getan haben, als sie in Gefahr standen, in Petrus ihren Oberhirten zu verlieren (vgl. Apg. 12, 1-17)! Christus geht uns voran, selbst wenn alle irdischen Hirten versagen sollten! Die Heiligen, allen voran die liebe Gottesmutter Maria, wollen uns auf unserem Weg in der Gnade Christi begleiten und stärken!

Thomas Ehrenberger


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